30 ———— HAUPTMANN: Am schönsten wäre es, wenn Menschen wenig monotone Arbeit leisten müssen. Wenn Prozesse von vornherein digitalisiert sind und Systeme mit - ei nan der kommunizieren. In der Verwaltung werden verschie dene Soft wareprodukte eingesetzt. Ideal wäre es, wenn diese miteinander kommunizieren würden, sodass Dokumente nicht manuell von einem System in eine andere Form konvertiert werden müssen. LÖFFLER: Das ist auch die Rei hen- folge, die wir Unternehmen oder Verwaltungen nahelegen: Im ersten Zug sollten die Prozesse analysiert und optimiert werden. Erst dann kann sinnvoll digitalisiert und an - schließend KI draufgesetzt werden. Eines der großen Probleme von Verwaltungen ist Perso nalmangel. Gleichzeitig brauchen sie Ex pert* in- nen, die sich mit Künstlicher Intel - ligenz auskennen. LÖFFLER: Und diese Expert*innen brauchen sie bereits jetzt. Ein Unter- nehmen oder eine Verwaltung muss ihre Angestellten schulen, egal ob sie mit einer Software oder KI arbei- ten. Gerade bei Verwaltungstätig- keiten ist die KI nicht so kompliziert. Da geht es darum, dass Vorgänge schneller automatisiert ausgeführt werden. HAUPTMANN: Mit Blick auf ChatGPT möchte ich noch einmal betonen: Die KI kann überzeu gend wirken, aber trotzdem falsche Sachen generieren. Wichtig ist, dass Leute die Fallstricke von KI kennen. LÖFFLER: Grundsätzlich bietet die KI nur Entscheidungshilfen, sie soll nicht die Entscheidung treffen. Die Sachbearbeiter*innen müssen die Ergebnisse und Entscheidungen prüfen, vielleicht auch hinterfragen. Klar ist: Es ist aufwendig, KI zu inte- grieren. Es gibt Produkte von der Stange, aber bei diesen besteht immer Anpassungsbedarf. Hinzu kommt, dass Unternehmen und Verwaltungen gezwungen sind, Kapazitäten freizuschau feln, um KI umzusetzen. Also: Wenig Zeit, aber viele Ideen in den Verwaltungen: Wo werden wir in fünf bis zehn Jahren beim Thema KI in der Verwaltung stehen? HAUPTMANN: Es wäre toll, wenn es bei den Verwaltungen eine ein- fachere Recherche- und Anfragen- verarbeitung gäbe. Beispielsweise durch die Nutzung von Sprach- modellen, damit Bürger*innen nicht mehr ewig überall herumklicken und suchen müssen. Also zum Beispiel: Was sagt eine bestimmte Abgeordnete über das Thema Digitalisierung in MV? HAUPTMANN: Genau, ein besse- res Wissensmanagement und eine bessere Informationsbeschaffung. Zum Beispiel mit einem Sprachbot, dem ich per Sprachbefehl eine Frage stellen kann – und das System schaut selbstständig nach, welches Dokument ich brauche, formuliert einen Satz und schickt die Antwort zurück. EMIL LÖFFLER 27, hat seinen Master an der Uni- versität Rostock in Dienstleistungs- management absolviert. Als Koordinator des Zentrums vernetzt er Forschende und Unternehmen. Außerdem vertritt er das KI MV auf Veranstaltungen, führt Beratungs- gespräche und unterstützt bei Projektanträgen. FELIX HAUPTMANN 30, hat seinen Master in Informatik an der Universität Rostock erwor- ben. Beim Zentrum arbeitet er als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Seine Aufgaben: Machbarkeitsstudien im Rahmen von Abschlussarbeiten oder studentischen Projektgruppen durchführen, außerdem Demons- tratoren erstellen und pflegen. K C O T S O R T Ä T I I S R E V N U / Z M T I : O T O F LÖFFLER: Dabei ist Transparenz wichtig. Die Bürger*innen sollten die Möglichkeit haben, zu wissen, wie diese Prozesse funktionieren. Ich glaube, dass es vielen so geht wie mir: Die Verwaltung soll für mich einfach funktionieren. Ich benötige etwas und ich möchte nicht drei Monate lang darauf warten. Ich hätte das gerne einheitlich, digital und natürlich möglichst einfach. Verwaltungen verfügen über viele Daten. Wie kann KI helfen, um etwa für bessere Luft in der Stadt zu sor- gen, Grünflächen zu planen oder vor Hochwasser zu schützen? HAUPTMANN: Das wird teilweise schon gemacht. Wir haben ein Pro- jekt mit einem Energiedienstleister, in dem es um die Fernwärme- planung und darum geht, welche Baureihenfolge sich am besten eignet. Und bezüglich besserer Luft: Da kann man viel mit Sensoren arbeiten und erfassen, wie es in der gesamten Stadt um die Luftqualität steht, wie die Wärmeverteilung ist, ob es Glutherde oder kühle Zonen gibt. Über eine Datenanalyse könn- ten wir aufzeigen: Was bedingt eine gute Stadtumgebung? Wäre es mög- lich, das zum Beispiel auf die Ver- kehrs- oder Fahrradwegplanung auszuweiten? LÖFFLER: KI könnte auch Be we - gungsströme in der Stadt analy sie- ren, um Grünflächen oder Freizeit bereiche besser zu planen. Das sind Chancen, die Verwaltungen nut- zen sollten. Natürlich braucht das Personal, Zeit, Motivation, Geld und auch Marketing, weil das nicht die klassische Vorstellung von Ver- waltung ist, die die Bürger*innen im Kopf haben. Aber es ist eine schöne Zukunftsvision. Zentrum für Künstliche Intelligenz in MV